Ein kollektives Tagebuch
Ich habe vor vielen Jahren auf NDR4 Info eine Rezension über Walter Kempowskis "Echolot" gehört. Sofort war ich gebannt vom Konzept: In jahrelanger Kleinarbeit hat Kempowski Quellenmaterial zu der Schlacht von Stalingrad gesammelt, und anstatt ein Fachbuch daraus zu schreiben, lässt er in chronologischer Reihenfolge die Dokumente für sich selbst sprechen. Es sind Berichte von deutscher und von russischer Seite, Tagebucheinträge, Haushaltsbücher von Hausfrauen, Soldaten, Jugendlichen, Künstlern und auch den Führern der Nazizeit. So entsteht ein dichtes Netz, das einen Seite um Seite weiter in die gegensätzlichen Gedanken einer anderen Generation eintauchen lässt.
Das "Echolot" ist bis heute eines der spannendsten, bewegendsten und coolsten Bücher, das ich besitze.
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