Supermarkterlebnisse
Heute war ich wieder Einkaufen. Zuerst ging es wie immer zum Gemüse, wo ich einen Rettich, Radieschen, Zitronen, Äpfel, Bananen und Nüsse einpackte, um meine Gemüse- und Obstration schließlich noch mit den obligatorischen Zwiebeln abzurunden. Bereits da ging es los - selbst meine Schwester konnte sich letztens die Frage, was ich bitte mit diesem weißen Ding machen wolle nicht verkneifen - und auch diesmal: Hat man erstmal einen Rettich im Einkaufswagen, ist man den Leuten suspekt.
Als nächstes habe ich dann eine Packung Earl-Grey in meinen Einkaufswagen gepackt. 200g - akzeptable Qualität. Danach wanderten 2 Packungen Naturreis in den Korb. Dann Eier, Milch, Joghurt ohne Geschmack, Wasabi (keine Ahnung, wie man das schreibt) und Sojasauce.
An der Fischtheke (die mit dem tiefgefrorenen, abgepackten Fisch) entschied ich mich für küchenfertige Schollen. Lecker. Der Mann neben mir, der auch schon meinen Rettich bemerkt hatte, nahm schnell seinen Alaska-Seelachs und suchte das weite.
Schlussendlich wanderten noch etwas mageres Geflügelfleisch, Toilettenpapier der Hausmarke und einmal Hydrofugal in den Korb. Prima dachte ich mir - guter Einkauf.
Dann kam ich an der Kasse an. Vor und hinter mir betrachtete ich - wie immer - die Einkaufskörbe der anderen Leute. Früher habe ich darüber geurteilt und mir gedacht: "Man wie ungesund. Für das Geld, was die Wagner Big Pizza XXL Käserand Hawaii kostet, könnte man locker was frisches kochen." Heute mache ich das nicht mehr: Soll doch jeder Essen was er will.
Als alles auf dem Band lag, stockte der Kassierer 2 mal. Die Nummer für den Rettich kannte er nicht. Auch Radieschen schienen ihm nicht geläufig zu sein. Hinter mir erklärte eine Mutter ihrem Kind, dass der Herr vor ihr wahrscheinlich eine Rübensuppe kochen wolle, während sie eine 1kg-Packung mit Fertigbaguette auf das Band legte.
Als der Kassierer am Ende den Betrag vorlas, lachte er nervös auf. So viel Geld für Essen ohne Süßigkeiten und Getränke - das geben wahrscheinlich nicht viele Leute aus.
Solche Szenen spielen sich häufig ab, wenn ich einkaufen gehe. Vielen Leuten kommt mein Ernährungsstil teuer vor. Was sie nicht bedenken: Ich gebe für die vielen Liter wunderbaren Tees pro Woche weniger aus, als eine entsprechende Menge No-Name Cola-Light kostet. Dazu kommt, dass ich nicht schleppen muss und meine Variante wesentlich gesünder ist. Wenn ich mal Durst auf was Künstliches habe, kann ich mir immer noch Quatsch in der Flasche kaufen.
Das zweite, was die Leute nicht sehen: Nüsse, Bananen, Äpfel sind wunderbare Süßigkeiten. Und dafür noch wesentlich gesünder.
Lebensmittel sind billig wie nie und trotzdem knausern die Leute noch. Verständnis habe ich natürlich, bei Haushalten, die jeden Pfennig umdrehen müssen (aber selbst hier könnte man für das selbe Geld gesunder kochen), aber ansonsten ist es kaum verständlich - gesund und gut Essen ist zur Nebensache für die Mehrheit der Bevölkerung geworden. Die Leute verstehen nicht, dass sie am Ende die Verlierer sind, wenn sie sich "krankgegessen" haben.
Auch Leute, die einsichtig sind, haben meistens keine Ahnung, welche Vielfalt es an leckeren Alternativen gibt. Ob das Kind an der Kasse jemals wissen wird, was Rettich ist? Ich weiß es nicht.
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7 Kommentare zu "Supermarkterlebnisse"
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Rick
Schöner Artikel.
Der Blick in den Einkaufskorb und auf die Hände anderer Leute beim Einkaufen ist wirklich ein Buch. Bei nicht wenigen Damen sieht man schon an den Fingernägeln dass mit diesen Fingern niemals Gemüse oder sonstwas geschnippelt wird. Bei vielen anderen Menschen ist das Hunde-/Katzenfutter noch das ernährungtechnisch Wertvollere. Kommt ein Elternteil mehrspurig daher dann kommt auch meistens der Nachwuchs mit der äußerlichen Wucht der Altvorderen. Und bei den Veggies muss oft noch eine Menge Industriezucker in Form von Süßigkeiten dazu. Sag mir was Du isst und ich sage Dir was Du bist, sagt der Volksmund. Und das meinte er auch schon vor der Zeit von Supermärkten...
Robert Curth
Ja Rick. Es ist schon traurig. Ich habe nichts dagegen, das Kinder Burger, Pizza und Müll Essen - aber auf der anderen Seite müssen sie auch ganz dringend Lernen, das man alles selber machen kann und es dann besser schmeckt. Leider können viele Eltern, diese Aufgabe nicht meistern. Denkbar wäre ein Pflichtfach Ernährung und Gesundheit und zwar kostenlos für die Kinder mit frischen und hochwertigen Zutaten. Ich bin mir sicher, dass man schon alleine damit die Gesetzlichen Krankenkassen in Zukunft wesentlich entlasten könnte, von den Individualgesundheitlichen Aspekten mal ganz abgesehen.
Rick
Für das Pflichtfach wäre ich auch. Und Schulabschluß nur mit einem gesunden Körper (also weder Mollies, noch Pro Anas, noch Kiffer & Komasäufer). Und ein entsprechendes Diskriminierungsgesetz am Arbeitsmarkt, Krankenkassenbeiträge nach Delta vom gesunden BMI oder einem vergleichbaren Index. Wer sich zB einen 120kg Körper leisten kann der soll auch entsprechend höhere Beiträge zahlen, da fählt die gesündere Lebensweise gleich viel leichter, Anreiz und so. Und Bewegung ist sowieso gratis, die kann sich auch ein H4-Empfänger mit viel Tagesfreizeit leisten.
Als Freifächer gibt es gottseidank solche Schulfächer schon, sogar in einer Hauptschule nebenan in Oberneuntupfing, und das ist nicht wirklich der bildungstechnischer Nabel der Welt.
Auch wer zB auf Partnersuche ist hat es als kulinarisch- & gesundheitsbewusster Mensch nicht leicht: die Chance auf Gleichgesinnte zu treffen schwindet mit jedem Jahr...
Robert Curth
Partnersuche und Essen: Wenn man keine Hemmungen hat, seinen Zukünftigen Partner beim ersten Date schon zu sich nach Hause einzuladen, dann kann man ja seine kulinarischen Trümpfe voll ausspielen.
Gestaffelte Krankenkassenbeiträge sind sinnvoll. Letztendlich werden aber auch hier, die eher die Leute bestraft, die zur Fettleibigkeit erzogen worden sind. Sinnvoll wäre es also, die erhöhten Beitrage auch direkt in Schulungen für die Bevölkerung zu stecken.
Rick
...dann kann man ja seine kulinarischen Trümpfe voll ausspielen.
Ich wünsch Dir von Herzen dass Dein nächstes Date kein Vegetarier ist der keinen Käse ist, gegen Brot allergisch ist, eine Lebensmitteldings gegen Mehl usw hat, Fisch nicht mag (außer er kommt in weißen Würfeln daher), und kein Olivenöl wegen dem Fett und zu scharf darf es auch nicht sein und bitte keine Sardellen rein auch wenn sie sich verkochen und 15 andere Sachen dann wegen (Aber-)glauben nicht isst oder nicht essen darf und...
(vielleicht habe ich auch nur das Pech dass in den letzten Jahren auf 10 Personen die ich treffe mindestens 9 kommen bei denen man irgendwas wichtiges nicht reintun darf oder gleich mehra davon. Hab mich jetzt von solchen Personen getrennt. Problem gelöst)
Robert Curth
Auf solche Personen nehme ich keine Rücksicht. Bei den Pfadfindern musste ich als Kind für solche Leute extra Kochen. Jetzt wird sich gerächt: Gekochte Schwarte als Tofu verkaufen und solche Dinge..
Rachel
ist dieser Beitrag von dem gleichen Menschen, dessen Hauptmahlzeiten auch gerne mal aus vier Milchschnitten ODER vier Putensteaks ODER sechs Joghurts bestehen? Mein Kind, dies ist nicht sehr ausgewogen...