Staatlich geregelte Reinkarnation
Da haben wir das Dilemma. Nach einem jüngst in der TP erschienen Artikel ist die Reinkarnation auf chinesischem Staatsboden ab sofort nur noch zulässig, falls es von offizieller Stelle das OK gibt. Im folgenden kleinen Essay möchte ich mir Gedanken darüber machen, warum die chinesische Regierung auf so eine Idee kommt, und warum jetzt auch andere Länder die Vorteile staatlich geregelte Reinkarnation für sich Nutzen wollen.
Reinkarnationsverbote - wichtiges Mittel zur Geburtenkontrolle?
Es ist ja weithin bekannt: China hat die effizientesten Methoden zur Geburtenkontrolle. Mit der modernen Ein-Kind-Politik hat man ein fortschrittliches Instrument entwickelt, um sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch demographisch an den Westen anzupassen. Der bisherige Kurs hatte wesentliche Vorteile: Durch die Eigeninitiative, die viele Eltern an den Tag legten, wurden zum einen Unsummen in die Staatskasse gespült und zum anderen der Anteil an männlichem Nachwuchs gesteigert. Logisch, sind es doch gerade Männer, die Ingenieurberufe wählen oder gefälschte Ware an den Mann bringen. Außerdem können so direkt neue Rekruten für die stetig wachsenden, mächtigen Streitkräfte der chinesischen Armee gewonnen werden. Damit die wenigen verbleibenden Kinder nicht unnötig belastet werden, hat man sich zudem gegen ein staatliches Rentensystem entschieden.
Mit staatlich beaufsichtigter Reinkarnation haben die Chinesen jetzt ein weiteres gutes Instrument, um die Vormachtsposition von China in der Welt zu stärken. Es ist logisch, China kann beliebig wählen wer dort neu geboren wird, sich so die Leute mit dem besten Karma raussuchen und angemessen erziehen. So kann die Regierung beispielsweise die Reinkarnation eines amerikanischen Geheimdienstlers zulassen um ihn dann als Gegenagent wieder bei der CIA einschleusen (es ist logisch, dass ihm das Karma seines Vorgängers unschätzbare Vorteile in der amerikanischen Gesellschaft bringt), die Reinkarnation eines afrikanischen Krebswaisen mit schlechtem Karma hingegen könnte man sofort ablehnen. Bei 450 Millionen Buddhisten kann man bei vielen abgelehnten Reinkarnationsanträgen zudem natürlich auch viele demographische Probleme der Zukunft im Inland abschwächen und besser noch - auf den Rest der Welt lenken.
Neue Chancen auch in Texas
Für viele Amerikaner geht ein großer Traum in Erfüllung. In Zukunft könnte es möglich werden, dass der Dalai Lama in Amerika geboren wird. Da können die buddhistischen Mönche noch so viel durch China reisen und probieren Zeichen zu hören. Die Vorstellung, dass der coole Buddhist in China wiedergeboren wird sind zwar nett, aber der Staat Texas prüft bereits die Verfassungsmäßigkeit einer Gesetzesvorlage, die es Buddhisten nur noch erlaubt innerhalb der Grenzen des Bundesstaates zu reinkarnieren.
Ganz ohne Eigennutz ist das sicherlich nicht, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Ein "Clash of Cultures" könne nur dann verhindert werden, wenn man möglichst vielen Religionsgemeinschaften ermögliche die Vorteile des amerikanischen Traumes zu erleben. Das "Gesetz zur Regelung internationaler Reinkarnationen" würde zudem der ständigen Suche nach dem Nirvana ein Ende bereiten. Wenn erstmal genug frühere Buddhisten getauft seien, würde sich das Problemfeld Buddhismus weitestgehend in Luft auflösen. Eine gerechte Sache, bei der für jeden etwas herausspringen wird.
Buddha bald also in den USA - als Christ. Eine herrliche Vorstellung!
Krisensitzung im Vatikan
Laut Insiderinformationen fand gegen 14 Uhr Ortszeit im Vatikan eine Krisensitzung statt, zu der hochrangige Vertreter eingeladen waren. Der Papst ist angeblich in Sorge wegen seiner religiösen Vormachtsstellung und will den Katholiken demnächst verbieten Kinder, die das Karma eines Verstorbenen in sich tragen, taufen zu lassen, um ihnen damit den Zutritt zur Christenheit zu verwehren.
Probleme der Durchsetzung
Uneinigkeit herrscht hingegen bei der Frage, wie man eine (un)rechtmäßige Reinkarnation erkennen soll. Verschiedene internationale Forschergruppen haben sich mit dem Problem befasst.
Offensichtlich haben Gehirnscans, Wahrheitsdrogen und Lügendetektortests bei Neugeborenen keine Aussagekraft.
China will dem Problem Herr werden indem potentiell unrechtmäßig reinkarnierte Personen zum Staatseigentum erklärt werden, und bis zum Erreichen der Volljährigkeit unter die liebevolle Obhut großzügig ausgestatteter chinesischer Kinderheime gestellt werden.
Ein chinesischer Regierungsvertreter erklärte weiterhin:
Wir haben alle Behörden angewiesen diesen Gesetzesbrechern keine Geburtsurkunden und Dokumente auszustellen.
Internationale Sanktionen
Unterdessen prüft die UN, ob derartige Gesetze nicht gegen das Völkerrecht verstoßen würden. Es wird eine Regelung zur gleichmäßigen Aufteilung der Reinkarnationen angestrebt. In der nächsten Woche wird über Resolution 62/102 abgestimmt. Mit einem Veto ist zu rechnen.
(Bild von Jan Krömer: http://www.flickr.com/photos/jankroemer/1294756838/)
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