Molwanien ist überall, Teil 1
Hallo, ich bin in die erlesene Autorenschaft dieses Blogs aufgenommen worden, um der werten Leserschaft von meinen Reisen durch Europa zu berichten. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass ich auf jeder Reise in das Dunstfeld eines ebenso wunderbaren wie fiktiven Landes gerate, jenes, welches jedem seiner Besucher früher oder später ein (schadhaftes) Lächeln auf die Lippen zaubert.
Die Rede ist natürlich von Molwanien. Wer dieses Meisterwerk des alten, aber zu wenig beachteten Genre der Reiseberichtssatire (vgl. Tacitus: Germania; Swift: Gulliver's Travels, etc.) noch nicht kennt, dem sei es zutiefst empfohlen. Es dürfte in keiner gut sortierten Dorfbücherei fehlen. (Leider haben die Kommunen schon lange kein Geld mehr für Dorfbüchereien, und gut sortiert waren die noch nie)
Ich stellte nach der Erstlektüre (2005) bei meinen Reisen in verschiedene Länder Europas fest, dass Molwanien überall kleine, ideelle Botschaften errichtet hat, die die molwanische Vorstellung von Gastfreundschaft und Behaglichkeit übernommen haben und sie nun verbreiten. Bald kam ich zu der Überzeugung: Molwanien ist zwar fiktiv, aber das heißt keineswegs, dass es nicht existent ist, im Gegenteil: Molwanien kann dir überall begegnen.
Davon soll meine Kolumne handeln.
Teil 1: Camping Hostal L'Arola, El Port des la Selva, Katalonien, Spanien.
Es ist erst einige Wochen her. Nach einer recht langen Wanderung mit schwerem Gepäck im Naturpark Cap de Creus kamen wir in den frühen Abendstunden am beschaulichen Hafenstädchen El Port de la Selva an. Ein Ort mit ein paar Cafés und Kneipen (Rauchen erwünscht), in denen Paella gereicht wird, in denen die Dorfälteren munter Karten zocken und in denen man Cerveza vom Fass bekommt. So soll es sein. Eigentlich nichts dagegen einzuwenden, wäre da nicht die Frage der Übernachtung.
Am Rande des Städtchens liegt dieser gastliche Campingplatz, der durch seine romantische Lage direkt am Meer besticht. Wie man sieht, liefert die großzügige Freifläche direkt am Kiesstrand genug Platz für zirka fünf Wohnmobile oder acht Iglozelte oder eine durchschnittliche Pfadfindergruppe mit Zelten. Der harte Boden mag den sicheren Aufbau der temporären Heimstätte etwas zweifelhaft erscheinen lassen, aber das dürfte an einer so überaus windgeschützten Stelle kein größeres Problem darstellen.
Wem es dann doch zu stürmig wird, der kann ja seinen müden Körper in das benachbarte Hostal schleppen. Dieser urgemütliche weiß-blauen Bau im Stile des sozialistischen Optimismus des siebziger Jahre lädt den Backpacker zum Verweilen.
Leider, wie auch der "Campingplatz", nur in der Hauptsaison. Schade, ich hätte gerne gewußt, was man für so viel Komfort hätte zahlen müssen.
4 Kommentare zu "Molwanien ist überall, Teil 1"
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jasper.
Auch an dieser Stelle nochmals:
Herzlich Willkommen bei Phase-5!
Es war auch nur eine Frage der Zeit, dass du deine Kolumne bekommst. Ich bin froh, dass sich Herschel (?) dazu durchringen konnte.
Was das Thema angeht, bin ich äußerst überzeugt, dass du uns weiterhin von deinen spannenden (Europa-)Reisen auf hohem Niveau und mit der, im Freundeskreis ja bekannten, Eloquenz, berichten wirst.
Der erste Eintrag gefällt mir sehr gut und ich bekam spontan die Lust, meinen Schreibtisch und die Matheaufgaben mit einer Wanderung in Katalonien einzutauschen.
Doch nun genug mit der Prokrastination...
TediousNilsen
Ja, auch von mir ein herzliches Willkommen! Wir sollten einen Phase-5/Blogosphere-Stammtisch Hannover gründen. Wie wärs?
Herschel Rubinstein
lieber jksimpson, an dieser stelle auch ein herzliches willkommen von meiner seite. der erste beitrag ist schon ganz ausgezeichnet. ich bin gespannt auf die folgenden teile.
das mit dem stammtisch ist eine witzige idee, man könnte quasi ein "redaktionstreffen" im härtekrug machen. mit eigenem phase 5-tischaufsteller
jksimpson
danke fürs warme willkommen.
joah ne, welche ausrede man jetzt benutzt, sich im härtekrug zu treffen, ist ja eigentlich egal...