Großeltern – Pflegetips und günstige Heimunterbringung
Laut ist das Medienecho zur aktuellen Untersuchung über die Qualität der Versorgung bei Pflegebedürftigen. Überall regen sich die Menschen darüber auf, dass es diesen armen Geschöpfen so schlecht ginge. Egal ob ein teures oder ein billiges Pflegeheim, überall seien die Defizite gleich groß. Über 10 % der Pflegebedürftigen hätten Gesundheitschäden davongetragen.
Allerorts gibt es erhitzte Gemüter - aber seien wir mal ehrlich, für die Zustände, die in Pflegeheimen herrschen, ist die Versorgung überraschend gut. Mich würde man jedenfalls niemals freiwillig dazu bewegen können für einen solchen Hungerlohn, wie ihn die Pflegekräfte bekommen, solch aufreibende Akkordarbeit zu leisten, und selbst wenn es soweit kommen würde: Ein freundliches Wort würde mir wohl angesichts der ständigen Windelwechselei, der Kathethertauscherei und den ganzen anderen Dingen, die wohl nur die wenigsten machen wollen, kaum über die Lippen kommen.
Die Pflegequalität ließe sich nur verbessern, wenn man die Arbeitsbedingungen verbessert - nicht durch drakonische Sanktionen, oder das Veröffentlichen von Qualitätsberichten. Gute Pflege kostet Geld - denn nur so kann man genügend Personal einstellen. Das Argument, dass teurere Heime nicht besser sind ist vollkommen fadenscheinig, denn dort herrschen die gleichen Arbeitsbedingungen.
Bei der Finanzieruzng ist es freilich das gleiche Problem wie mit der Rentenfinanzierung: Die Jungen sehen nicht ein, dass sie die Rente für immer mehr Alte bezahlen sollen. Und erst recht sehen sie nicht ein, warum sie bei der Pflegeversicherung für die Senioren mit blechen müssen, die selber nie für ihre Pflege vorgesorgt haben. Man kann zwar sagen diese Gedanken seien egoistisch und ungerecht, aber andererseits ist es sicher auch ungerecht den Lebensstandard älterer Menschen sukzessive gegen die Lebensqualität der jungen Generation einzutauschen.
Ich bin zwar sozial veranlagt, mir andererseits aber auch des Problems bewusst, dass später noch viel weniger Geld für die Pflege verfügbar sein wird. Man wird sicherlich versuchen die Sozialabgaben zu erhöhen - kein Wunder, eine riesige Anzahl älterer Menschen hat bald ein ernsthaftes Interesse daran und wird auch das demokratische Gewicht haben es durchzusetzen. Aber irgendwann wird man an eine Schwelle stoßen, bei der die Jüngeren nicht mehr bereit sind zu zahlen oder in Deutschland zu bleiben.
Ein weiteres Problem, das man mit Geld nicht lösen kann, ist die mangelnde soziale Bestätigung, die ältere Menschen erfahren. In einer auf Leistung und persönlicher Profilierung beruhenden Gesellschaft, die zudem noch einem unglaublichen Wahn nach Jugendlichkeit, Schönheit und Technologie verfallen ist, fällt es älteren Menschen schwer den Anschluss zu behalten. Kommerzielle Pflegeheime können die sozialen Kontakte und eine Familie nicht ersetzen.
Erschwerend kommt hinzu, dass es die klassischen Großfamilien nicht mehr gibt und somit oft die Kontakte zu den Eltern oder Großeltern schnell verloren gehen. Nur die wenigsten sind bereit und in der Lage ihre Eltern bei sich zu Hause zu pflegen. Da hilft auch ein Kurzurlaub nichts. Jeder, der logisch denkt, wird sich ausmalen können, dass es bald noch schlimmer aussehen wird: Die Zahl der alleinerziehenden und alleinstehenden Personen steigt stetig. Es erscheint mir nur logisch, dass besonders diese Gruppen im Alter wenig Familienbesuche bekommen.
Zugegeben - ich habe auch Angst davor später ein Pflegefall zu werden. Ich sehe mich meiner persölichen Menschenwürde, aber nicht erst dann beraubt, wenn ich mal eine Infusion nicht bekomme - sondern spätestens dann, wenn man mich allein im Pflegeheim vergessen hat.
4 Kommentare zu "Großeltern – Pflegetips und günstige Heimunterbringung"
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Rick
Gratuliere roter Baron, einer der besten Artikel aus der nachkommenden Generation die den Generationenvertrag niemals unterschrieben hat den ich bislang gelesen habe. Auch wenn der Aufsatz nun keine Lösung anbietet wie denn nun die Finanzierung wirklich auszusehen hätte, das Artikel kommt ohne politische Schlagseite, ohne die üblichen Mainstreammeinungen mit denen Massenmedien und öffentlichrechtlicher Funk vollgepfropft sind aus, das wertet die Arbeit ungemein auf. Und steht nebenbei gesprochen grundsätzlich Phase 5 sehr gut dass die Autoren hier lesbar ihren ganz eigenen Kopf haben. Mir fallen mehr Blogs, Seiten, Foren, Zeitungen ein als mir lieb ist wo das keinesfalls so ist.
Red Baron
Ich bin der natürlich der Überzeugung, dass das ganze öffentlich gar nicht finanzierbar ist. Deswegen habe ich seit meinem 18 Lebensjahr eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen - eine der wichtigsten Sachen, neben einer Haftpflichtversicherung. Besonders Junge Menschen geben ihr Geld nicht gerne für so etwas aus. Ich weiß aber aus persönlicher Erfahrung, dass Gesundheit vergänglich ist und das übrigends nicht nur im Alter.
Menschen, die kein Geld haben selbst vorzusorgen werden sich über kurz oder lang noch mit wesentlich schlechteren Standards als heute zufrieden geben müssen und da man solche Ansichten nicht verkaufen kann, habe ich den Gedanken schnell verworfen meine politischen Ambitionen aus der Schulzeit fortzuführen.
Rick
Das gesellschaftliche Problem ist vermutlich dass 99% der anderen nicht kapiert haben was Du kapiert hast und die Politik aus eigenem Interesse gestützt von den Medien alles tut damit es so bleibt. Da Du, Red Baron, ja ein künftiger high-potential bist wäre es eigentlich noch konsequenter rechtzeitig auszuwandern. Sonst bezahlst Du noch mehr für jene mit die sich verweigern persönlich Vorsorge zu treffen *zwinker*
Ansonsten passt zu Deiner absolut erfrischenden Einstellung:
"Der wichtigste Beitrag, den jeder Mensch zur Lösung des Armenproblems leisten muss, besteht darin, selbst kein Armer zu sein." Ayn Rand
Red Baron
Was mir als Mensch, der sich auf Kultur und Sozialgeographie spezialisieren will und angesichts der stetig wachsenden Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse wohl nur schwerlich gelingen wird