Transplantation eines Blogs
Im Moment geistert die Idee des Blogverkaufs durchs Netz, ausgehend von einem gewissen Yannick E., der seinen Blog Blogschrott.net verkaufen möchte. Diese Meldung hat mich sofort stutzig gemacht. Allerdings nicht dieses "Unkonventionell, aber warum eigentlich nicht?!"-stutzig, sondern das unangenehme "Irgendwie verkehrt"-stutzig.
Beim Blogbeutel wird direkt ein interessanter Aspekt angesprochen, der zeigt, warum ein solches Unterfangen äußerst heikel ist: Blogs sind Web 2.0. Und Web 2.0 ist bekanntlich das Mitmach-Netz. So stammt nur ein Teil des Bloginhalts vom Betreiber selbst. Der Rest wurde von den Kommentatoren verfasst, die dabei auch ihre Daten wie Name und Email hinterlassen haben, welche in der Datenbank des Blogs schlummern.
Wem gehören die Kommentare? Darf ein einzelner sie verkaufen?
Der andere Aspekt, auf den ich mit der Überschrift ziele, ist folgender: Im Regelfall wächst ein Blog organisch im Laufe der Zeit und spiegelt sehr stark die Persönlichkeit des Verfassers wieder. Der Blog ist im Prinzip untrennbar mit seinem Betreiber verwachsen, alles was ihn ausmacht, geht vom Betreiber aus.
Entscheidet sich der Betreiber nun den Blog so wie er ist wegzugeben, kommt das einer Transplantation gleich. Und wie jeder weiß, ist es alles andere als sicher, dass das Transplantat vom neuen Besitzer angenommen wird. Ganz im Gegenteil - es ist widernatürlich und in der Medizin nur mit viel Aufwand und starker Medikation zu bewerkstelligen.
Ähnlich wird es bei einem Blog laufen: Alles was diesen lebendig gemacht bleibt beim "Spender" und selbst wenn der "Empfänger" die gleiche Blutgruppe hat - also bspw. thematisch auf dem gleichen Gebiet unterwegs ist -, garantiert das noch lange nicht, dass das "Organ nicht abgestoßen wird und stirbt"
Deshalb meine Prognose: Das wird schief gehen. Und entschuldigt meinen Pessimismus. Ansonsten wird es mir aber ein Vergnügen sein die Sache weiter zu verfolgen.
6 Kommentare zu "Transplantation eines Blogs"
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tobi
ja, da könntest du sehr wohl recht haben mit der abstoßung. der verkauf dürfte rechtlich nicht das problem sein, aber die erfolgschancen der transplantation sind definitiv geringer bei einem blog als bei einer "normalen" seite.
Roger
Kann man nicht so 100%ig sagen, schließlich weiß doch keiner was von zukünftigen "Käufer".
Allerdings ist's auf jeden Fall eine sonderbare Idee, sein Schülertagebuch (oder war der Blogshrott je anders zu lesen?) zu verhökern...
Herschel Rubinstein
@tobi: ich denke rechtlich wäre es kein problem, wenn man sich von vornherein die möglichkeit eines verkaufs vorbehält und das klar kommuniziert.
da derartiges nicht geschehen ist, halte ich das wirklich für fragwürdig. aber gut, kommentare kann man ja löschen.
@roger: ich bin zwar kein großer anhänger von seo-blogs, aber als "schülertagebuch" würde ich blogschrott dann doch nicht bezeichnen wollen
Stefan
Nun ja dieser Blog hatte schon manchmal gute & mehrwertige Artikel.
Wobei man oft echt nicht vergessen durfte und weiterhin sollte, dass der Junge noch in den Kinderschuhen steckt.